Tipps & Tricks für ein kindersicheres Zuhause
Kinder sind kleine Entdecker. Sobald sie mobil werden (etwa mit 4 bis 6 Monaten), machen sie sich daran ihre Welt zu erkunden. In den ersten Lebensmonaten ist dies vor allem ihre gewohnte Umgebung in Wohnung oder Haus. Alles wird ausgiebig ausprobiert, getestet und in den Mund gesteckt – das ist für die Entwicklung des Kindes sehr wichtig.
Ihr Kind kann bei seiner Abenteuertour durch die Wohnräume mögliche Gefahrenquellen jedoch noch nicht selbstständig erkennen und gefährliche Situationen richtig abschätzen. Es wird aber dennoch jeden Winkel der Wohnung erkunden wollen, den es selbst erreichen kann. Für Sie alltägliche Bereiche und Gegenstände (Bsp. Treppen, Steckdosen, scharfe Gegenstände) werden für Ihr Kind dadurch schnell zur Gefahr für die Gesundheit und führen zu Unfällen, die meist mit einfachen Mitteln vermeidbar gewesen wären. Ein einziger Griff in die Steckdose, kann beispielsweise bereits lebensgefährlich sein.
Damit Sie Ihr Kind sorglos auf Entdeckungsreise gehen lassen können und Ihr Kind die natürliche Neugier gefahrlos ausleben kann, ist eine kindersichere Wohnung unumgänglich. Gehen Sie Sie daher rechtzeitig durch die Zimmer, auf den Balkon und in den Garten und überprüfen Sie diese auf mögliche Gefahren. Wenn Sie von vornherein auf eine sichere Umgebung für Ihr Kind achten, dann können Sie es vor zahlreichen Schürf- und Schnittwunden, blauen Flecken, sowie lebensbedrohenden Unfällen effektiv schützen. Das tun Sie am besten auch damit, dass Sie selbst einmal auf allen Vieren durch die Wohnung krabbeln. Auf der gleichen Augenhöhe, wie die Ihres Kindes, fallen Ihnen ggf. noch weitere Gefahrenquellen auf.
Was verbirgt sich hinter der nächsten Tür?
Sobald Ihr Kind die ersten Krabbelversuche oder Schritte wagt, wird es anfangen eigene Wege in der Wohnung zu gehen und sich nicht immer nur in Ihrem näheren Umkreis aufzuhalten. Magische Anziehungspunkte bieten hier vor allem Türen, hinter denen sich tolle Sachen verstecken könnten. Die Tür zum Bad, zur Abstellkammer oder zum Wohnungs- oder Hauseingang ist schnell gefunden, aber auch Schränke oder der Treppenaufgang werden inspiziert. Damit Ihr Kind nicht zum Ausreißer wird, sollten Sie Türen zu Gefahrenquellen abschließen und unsichere Bereiche, wie einen Treppenaufgang, einen Kamin oder Balkon mit entsprechenden Konfigurations-/Absperrgitter sichern. Sie sollten beim Kauf darauf achten, dass die Gitter eng genug stehen, damit sich Ihr Kind nicht hindurch schlängeln kann.
Achten Sie bei Treppen darauf, dass nicht nur der eigentliche Aufgang gesichert ist. Kinder können durch offene Stufen auch „von hinten“ die Treppe betreten. Türen bergen zudem die Gefahr, dass sich das Kind die Finger einklemmen kann. Hat es erst mal herausgefunden, wie sich eine Tür öffnen lässt, sind „Tür auf und Tür zu“-Spiele zumeist sehr beliebt. Eine Türsicherung, die das Zuschlagen einer Tür verhindert, sorgt schnell und günstig für sichere Finger. Alternativ kann man Türen, die zu Räumen führen, die das Kind nicht betreten soll (wie Abstellkammer oder Büro), oder auch die Haus- und Wohnungstür einfach abschließen.
Kinder in der Küche: Mama, ich hole den Kuchen aus dem Ofen!
Kinder möchten alles testen und ausprobieren, was Ihnen die „Großen“ vormachen. Dazu gehört beispielsweise das tägliche Kochen von Mama oder Papa in der Küche. Hier ist besondere Vorsicht geboten, denn die Küche ist ein wahres Paradies an möglichen Gefahrenquellen. Glas, Porzellan, Messer, Scheren, Spülmittel, Herd und Offen – das alles sind Verlockungen, die schnell zu einem Unfall führen können. Sorgen Sie daher rechtzeitig in Ihrer Küche für Sicherheit, vor allem wenn es eine offene Küche ist, die man nicht einfach mit einer geschlossenen Tür sichern kann.
Es reichen oft schon wenige Augenblicke aus, wenn Sie sich nur einmal kurz umdrehen, dass Ihr Kind den Topf mit dem kochenden Wasser von Herd zieht. Zahlreiche Herde und Öfen haben bereits eine integrierte Kindersicherung. Informieren Sie sich über die Bedienungsanleitung oder im Fachhandel, wie Sie diese aktivieren können. Für den Küchenbereich stehen Ihnen zudem zahlreiche Produkte für die Gewährleistung der Sicherheit für Ihr Kind zur Verfügung. Sie sollten dabei vor allem auf ein Herdgitter, einen Verschluss für „gefährliche“ Schubladen, Backofen- und Kühlschranktür und einen Schalterschutz für Herd und Ofen achten. Reinigungsmittel sollten, wenn diese in der Küche aufbewahrt werden, ebenso hinter einer verschlossenen Schranktür verschwinden.
Tipp: Gestatten Sie Ihrem kleinen Liebling außerhalb des Gefahrenbereichs (Herd, Ofen und Spüle) eine aus seiner Höhe erreichbare Schublade. Dafür eignet sich beispielsweise die Schublade mit den Plastikschüsseln, die das Kind dann erkunden, sowie ein- und ausräumen darf, wenn es Sie in der Küche beobachten möchte.
Dekoration und Möbel – sichern Sie Ihr Wohn- und Esszimmer!
Bodenvasen, Porzellanfiguren, Deckchen, Glasschalen, Blumenregale – sind zwar schön anzusehen, aber die nächste Gefahrenquelle, die sich in Haus oder Wohnung für Ihr Kind auftut. Denn zieht Ihr Kind beispielsweise an der Tischdecke, so ergießt sich alles was auf dem Tisch stand auf Ihr Kind. Bunte zerbrechliche Figuren im Regal sind für Ihr Kind zudem unwiderstehlich. Riskante Regalkletterpartien, zerbrochenes Porzellan, Keramik oder Glas und Verletzungen bei Ihrem Kind sind hier leider meist die unerwünschte Folge. Auch Pflanzen ziehen Kinder wie magisch an und werden gerupft und auch mal in den Mund genommen – sehr gefährlich für Ihr Kind, wenn es sich dabei um giftige Pflanzen handelt. Verzichten Sie daher in den ersten Lebensjahren auf gefährliche Dekorationen und Möbelstücke, die zur Gefahr für die Gesundheit Ihres Kindes werden könnten. Sichern Sie Möbelstücke, die sich zum Klettern eigenen würden (wie beispielsweise Regale), vorsorglich mit einem Umkippschutz. Es lohnt sich außerdem für die Sicherheit Ihrer Möbel, wenn Sie beispielsweise einen Schutzbezug für Ihr Sofa anschaffen. Klebrige Kinderfinger lassen sich meist nur schwerlich vermeiden.
Wer wacklig auf den Beinen ist, der ist natürlich auch Sturzgefährdet. Dabei kann es schnell zu schweren Unfällen kommen, wenn Ihr Kind beispielsweise mit dem Kopf auf dem Eck des harten Wohnzimmerholztisches landet. Sie sollten jetzt aber nicht damit anfangen ein Verbot nach dem anderen auszusprechen und das Kind in seiner Abenteuerlust zu bremsen, sondern auch hier für ausreichend Sicherheit sorgen. Im Handel gibt es den passenden Ecken- und Kantenschutz in verschiedenen Ausführungen, der schnell und einfach angebracht werden kann und Ihr Kind bei Stürzen zusätzlich schützt.
Der Balkon: Wie weit kann ich sehen?
Eine offene Balkontür und eine Aufstieghilfe, wie beispielsweise Balkontisch oder –stuhl, sind eine große Verlockung für Ihr Kind mal eben über die Brüstung zu schauen – leider auch eine weitere Gefahrenquelle, die es zu eliminieren gilt. Grundsätzlich sollten Sie ein Kind nie unbeaufsichtigt auf den Balkon lassen. Die Balkoneinfassung sollte bei beispielsweise Stäben so eng sein, dass sich das Kind nicht hindurch drücken kann. Hier können zusätzlich angebrachte Gitter, Netze oder eine Plexiglas-Scheibe Abhilfe schaffen. Auch sollten Sie auf einen abschließbaren Balkontürgriff nicht verzichten.
Spielplatz Garten
Nicht nur Wohnung oder Haus sollten Sie bei Ihrer „Sicherheitsinspektion“ Beachtung schenken, denn auch der Garten birgt mögliche Gefahren. Kinder können bereits in den kleinsten Pfützen ertrinken. Das „logische“ Verhalten den Kopf aus dem Wasser zu heben, ist bei Kindern nicht vorhanden. Panik und Angst nehmen überhand und das Kind ertrinkt. Gartenteiche, Regentonnen und Kinderplantschbecken können daher schnell zur tödlichen Gefahr werden. Sichern Sie den Gartenteich mit einem Abdeckgitter oder einem Zaun, auch Regentonne und Plantschbecken sollten nicht ohne Abdeckung bleiben. Entfernen Sie gefährliche Werkzeuge, wie Gartenscheren oder aber auch Leitern aus dem für Ihr Kind zugänglichen Bereich des Gartens. Auch Blumendünger, Pflanzenschutzmittel und ähnliches sollte gut verschlossen in einem Gartenhaus untergebracht sein. Eventuelle Schächte (u. a. Brunnenschächte) oder anderweitige Löcher, sollten Sie ebenso absichern. Zudem sind auch im Garten giftige Pflanzen für Kinder eine Gefahrenquelle. Verzichten Sie auch hier möglichst auf giftige Bepflanzung. Generell gilt, dass Sie Ihr Kind im Garten nicht unbeaufsichtigt lassen sollten.
Gefahrenquelle Hitze
Verbrennungen und Verbrühungen gehören mit zu den schwersten Verletzungen von Kindern im Alltag. Die Quellen dafür sind schnell ausgemacht: Ofen, Herd, Heizkörper, Kamin und weitere Hitzequellen, wie Kerzen, Tassen mit Heißgetränken oder Halogenbirnen. Achten Sie immer darauf, dass sich diese nicht ungeschützt in Kinderreichweite befinden. Auch Wasserdampf kann zu Verbrühungen führen, daher ist beim Öffnen des Ofens oder beim Ausschütten des kochendenden Nudelwassers aus dem Topf ins Spülbecken besondere Vorsicht geboten. Mit zu den „Gefahrenquellen Hitze“ gehören auch kleine Elektrogeräte, wie Bügeleisen, Glätteisen, Lockenstab, Teekocher usw. Stecken Sie diese nach der Benutzung immer sofort aus und bewahren Sie diese ebenfalls immer außerhalb der Reichweite Ihres Kindes auf.
Vorsicht Gift!
Welche Giftstoffe haben Sie in der Wohnung oder im Haus, die Ihrem Kind gefährlich werden könnten? Sicher viel mehr, als Ihnen eigentlich bewusst ist. Denn vieles, was uns Erwachsenen als harmlos erscheint, kann für Kinder schwerwiegende Folgen haben. „Ich probiere einen kleinen Schluck aus der lustigen bunten Flasche im Bad, schließlich sind ja Beeren drauf. Das schmeckt sicher lecker“ – könnten die Gedanken Ihres Kindes sein, bevor es den Deckel von Shampoo oder Duschbadflasche abschraubt. Daher ist das Wegräumen von Giftstoffen jeglicher Art immens wichtig.
Diese Produkte gehören in einen abgeschlossenen Bereich außerhalb der Reichweite Ihres Kindes:
- Pflegeprodukte (u. a. Shampoo, Duschbad, Flüssigseifen, Zahnpasta)
- Putz- und Reinigungsmittel (u. a. Waschmittel, Spülmittel, Glasreiniger, Fliesenreiniger)
- Alkohol (u. a. Spirituosen, Wein, Bier)
- Parfum
- Medikamente (u. a. Tabletten, Salben, Verbandsmaterial)
- Messer, Schere, Stricknadeln und andere spitze Gegenstände
- Plastiktüten- und -folien
- Chemikalien (u. a. Lösungsmittel, Terpentin, Klebstoffe, Lampenöl, Spiritus, Farben, Blumendünger, Insektenmittel)
- Schnüre, Kabel und Seile
- Zigaretten (das Essen von wenigen Zigaretten- oder Zigarettenstummeln kann für ein Kind tödlich sein)
So schützen Sie Ihr Kind vor einem Giftunfall:
- Schließen Sie Schränke mit Gefahrenstoffen (Bsp. Medikamente, Reinigungsmittel) immer ab
- lassen Sie keine angetrunkenen Flaschen mit Alkohol offen herumstehen
- räumen Sie Einkaufstaschen immer sofort aus und lassen Sie diese nicht auf dem Boden stehen
- lassen Sie keine Medikamente herumliegen
- lassen Sie keine Zigaretten, Zigarillos, Tabak u. ä. herumliegen
- entfernen Sie giftige Pflanzen aus der Wohnung
- Giftstoffe gehören nicht in einen für das Kind zugänglichen Mülleimer
Tipp: Notieren Sie sich die Nummer vom nächstgelegenen Giftnotruf auf dem Telefon oder speichern Sie die Nummer als Kurzwahl. Im Notfall kann dies ein Leben retten!
Welche Produkte gibt es zur Sicherung der Wohnung?
Sobald Ihr Kind seine Mobilität entdeckt hat und sich robbend, kullernd oder krabbelnd fortbewegt, sollten Sie Schutzmaßnahmen für eine sichere Umgebung für Ihr Kind treffen. Eine Übersicht über die gängigen Sicherheitsprodukte für kleine Entdecker haben wir Ihnen nachfolgenden zusammengefasst, u. a.:
- Schrank- und Schubladensicherung
- Steckdosenschutz
- Tür-Stopp
- Balkonschutz (Bsp. Netz oder Gitter)
- Bettdeckenhalter
- Backoffentür-Gitter
- Ecken- und Kantenschutz
- Elektrogeräte-Sicherung
- Blumentopfgitter
- Fingerklemm-Schutz
- Einsperrschutz
- Herdschutzknopf Set bzw. versenkbare Knöpfe am Herd
- Fenstersperre oder abschließbarer Fenstergriff
- Möbelkippsicherung
- Treppengitter
- abschließbarer Medikamentenschrank
- abschließbarer Putz- und Reinigungsmittelschrank
- Verschlusssicherung für WC
Tipps und Tricks, wie Sie Ihre Wohnung kindersicher machen können
- jede Steckdose mit einer Steckdosensicherung (auch hinter Regalen, Schreibtischen u. ä.) sichern
- keine giftige Pflanzen
- Kippsicherung für Möbel (Bsp. Regale)
- Fenstersperren oder Fenstergriffschlösser verhindern das unbeobachtete Öffnen eines Fensters
- ausreichend Rauchmelder installieren und für die Eltern griffbereite Feuerlöscher anschaffen
- auf Tischdecken verzichten
- Konfigurations-/Absperrgitter für Treppen, Balkon, Kamin u. ä.
- Herdschutzgitter
- räumen Sie verschluckbare Kleinteile (Münzen, Nüsse, Perlen ect.) immer sofort weg
- lassen Sie elektronische Kleingeräte (Bsp. Bügeleisen) nicht eingesteckt und stellen Sie diese außerhalb der Reichweite Ihres Kindes
- stellen Sie zerbrechliche Gegenstände (Bsp. Vasen) nach oben
- verzichten Sie auf Lampen, die für das Kind zugänglich sind, wie Stehlampen (wg. Schnittwunden, Brand- und Vergiftungsgefahr)
100% Sicherheit?
Auch mit den besten Sicherheitsmaßnahmen können Sie Ihr Kind nicht 100% vor Gefahren in Wohnung, Haus und Garten schützen. Daher sollten Sie frühestmöglich mit Ihrem Kind über mögliche Gefahren sprechen und gemeinsam gefährliche Situationen zusammen üben, wie beispielsweise das Treppensteigen, das Öffnen und Schließen von Türen und das Herunterklettern von Stuhl oder Sofa. Am Anfang lassen sich das Treppensteigen und das Herunterklettern vom Sofa für ein kleines Kind am besten rückwärts bewerkstelligen. Stellen Sie sich dahinter, um dem Kind ggf. Halt geben zu können. Sorgen Sie außerdem dafür, dass Sie Ihrem Kind nicht unnötige Angst einflößen, damit seine kindliche Neugier und sein Entdeckerdrang nicht gemindert werden. Denn es ist wichtig, dass Ihr Kind seine eigene Mobilität und Neugier ausleben und dadurch zu einer eigenständigen Person heranwachsen kann.